AUS DER FREMDE VON ERNST JANDL
SZENISCHE LESUNG
Aufführung am 28. Juni 2002 im ballhofzwei, Staatstheater Hannover
Regie, Textfassung und Bühne: Ima E. Thume
Assistenz: Hannah Albrecht
Er: Peter Meinhardt
Sie: Veronika Steinböck
Er 2: Publikum
Das Stück beschreibt einen Tag im Leben eines Schriftstellers, der ein Stück schreiben muss. Es handelt von der Banalität seines Alltags: Waschen, Einkaufen, Kaffee trinken, Rauchen, Medikamente einnehmen, Mittagessen, Ausruhen. Er macht sich an die Arbeit und beginnt, das Stück im Stück zu schreiben. Das Stück, das er schreibt, sei einfach „alltagsdreck / chronik der laufenden ereignislosigkeit“. Die Beschreibung der Ereignislosigkeit wird zum Ereignis gemacht.
„Aus der Fremde ist die Darstellung einer Depression, die einen etwa fünfzigjährigen Schriftsteller nahezu vollständig isoliert. Er klammert sich an eine gleichaltrige Kollegin, seine langjährige Freundin, und, weniger heftig, an einen um eine Generation jüngeren Freund. Sein Zustand spiegelt sich in einer Sprache, in der es kein Ich, kein Du und keine bestimmte Aussageweise gibt; an ihre Stelle sind ausschließlich die dritte Person und der Konjunktiv getreten. Die Rede ist eingespant in Dreiergruppen von Zeilen, die Stimme bewegt sich an der Grenze des Singens, das den Verlust der Vertrautheit der tragischen Hauptfigur mit sich selbst und der Welt nochmals deutlich markiert. Diese Merkmale zwanghafter Künstlichkeit insgesamt führen zur Bezeichnung SPRECHOPER.“
(Ernst Jandl über das Stück)
Fotos: Frank Schinski
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