SCHLAGZEUGKONZERT GIPFELTREFFEN
EIN IDYLL FÜR VIER SCHLAGZEUGER UND EINEN POSAUNISTEN
Erstaufführung am 12. Juli 2005 im ballhofeins, Staatstheater Hannover
Szenische Realisation: Barbara Tacchini
Bühne: Ima E. Thume
Kostüme: Kerstin Matthies
Mit:
Schlagzeug: Arno Schlenk, Oliver Schmidt, Marcus Linke, Futoshi Shimizu
Posaune: Tobias Schiessler
Pressestimme:
„Gaudi mit Schlagzeug und Posaune / Irres Klangfeuerwerk im Ballhof
Eine Konzertperformance mit szenischen Elementen erlebte das Publikum beim Gipfeltreffen des Staatsorchesters im Ballhof in Hannover. Schlagzeug und Posaune, aber auch Marimbaphon und Kuhglocken entführten in die Welt der Berge. Die Zuhörer waren von dem originellen Musikspektakel begeistert.
HANNOVER. Auf der Bühne drei mit vergrößerten Schwarzweiß-Fotografien dargestellte Almhütten, davor das übliche, klischeebekannte Almszenario mit Bank, Milchkanne und was der alpine Bergwirt halt so alles braucht. Um die Bühne herum hängt eine riesige gemalte Panoramakarte der Alpen, wie man sie in Touristenprospekten findet. Schön säuberlich sind da die ach so unberührten Berge eingezeichnet. Das könnte ein Bühnenbild (Ima Thume) für ein bitterböses Alpenkabarett sein oder auch für ein Horvath-Stück. Im hannoverschen Ballhof jedoch ist dies die Kulisse für ein szenisches Konzert (Konzept Barbara Tacchini).
Vier Schlagzeuger des Staatsorchesters sowie ein Posaunist haben sich zusammengetan und mal wieder eines der Schlagzeugprogramme entworfen, die in Hannover inzwischen geradezu Kultstatus erlangt haben. Wie anders ließe es sich erklären, dass diese Konzerte mit anspruchsvoller zeitgenössischer Musik so gut angenommen werden, zudem dieses Publikum zu einem sehr großen Teil aus jüngeren Menschen besteht, die ansonsten sicher kaum je einen Konzertsaal besuchen. Da betreibt die Staatsoper eine perfekt gelungene Art der Heranführung jungen Publikums an anspruchsvolle Musik.
Gipfeltreffen nennt sich die Veranstaltung dieses Mal, und es ist dies weniger ein Konzert als eine Konzertperformance mit szenischen Elementen. Da auf einem Gipfel nun wahrlich nie Almhütten stehen, ist der Titel zwar nicht ganz treffend, aber dafür ist die Veranstaltung als Ganzes eine gelungen Sache.
Da kommt im ersten Teil der müde Wanderer zum Gipfel, legt sich in sein mühsam aufgebautes Zelt, um eine Runde zu schlafen, und wird dann von Bachs berühmter Toccata in d-moll in Marimbaphon-Bearbeitung geweckt, spielt selbst zur eigenen Erbauung ein ziemlich schiefes Stück von Folk Rabe, bevor ein irres Klangfeuerwerk abgebrannt wird mit einem Stück von Jean Piché für Schlagzeug und Zuspielband.
Im zweiten Teil, zehn Jahre später soll es nun sein, ist zunächst eine wunderbar gelungene Bearbeitung (Arno Schlenk) von Charles Ives Unanswered Question für Marimba, Kuhglocken undPosaune zu hören. Diese Unbeantwortete Frage befremdet im ersten Moment, weil erst im Nachhinein klar wird, warum dieses Stück hier richtig platziert ist, sehen wir doch nun statt des Wanderers einen Japaner mittels Seilbahn auf den Gipfel schweben. Daraus entwickeln sich wunderbare ironische Momente mittels Musik von Mauricio Kagel, Storn Sonderrop und einem fast original alpenländlichen Ländler. Am Ende stand für die Zuhörer fest: A mords Gaudi war’s. “
R. Hanke, Cellische Zeitung
15.07.2005
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